top of page

Die Sprengstoff- und Munitionswerke Schönebeck.
Es begann mit der ...

Stand 28.04.2023: 20 Fotos

... Zündhütchen Fabrik Sellier & Bellot

wurde Pierre Daniel Louis Sellier in Paris geboren

1770  

kauft er in Prag Grund und Boden für eine Fabrik für Zündhütchen

1825

05.08. erhält er das Patentrecht zur Herstellung von Kupferzündhütchen für Perkussionsgewehre für das Gebiet Österreich-Ungarn

1825

17.02. Der Franzose Jean Maria Nikolaus Bellot wird Miteigentümer der Zündhütchen Fabrik. Die Firma Sellier & Bellot durfte aber nur 12 Lot Knallquecksilber (ca. 154 g) pro Tag herstellen.

1826

kommt Sellier nach Schönebeck, weil es in Prag nicht erlaubt war mehr als die 200g Knallquecksilber pro Tag zu produzieren. Ausschlaggebend war die günstige Lage der Stadt Schönebeck an der Elbe. Vorteilhaft war auch, dass es in Schönebeck die Königl.-Preußische-
Chemiefabrik gab, die Salpetersäure produzierte. Die Säure war der wichtigste Bestandteil der Zündhütchen Fabrikation. Die Elbe war zudem die beste Verbindung zum Überseehafen Hamburg. Preußen hatte großen Bedarf an Munition. Sellier & Bellot stellen einen Antrag auf die Errichtung eine Zündhütchen-Fabrik beim Schönebecker Magistrat

1829

war Sellier & Bellot die drittgrößte Firma im Regierungsbezirk Magdeburg

1843

kam es zu einer Knallquecksilber-Explosion. Danach wurde ein zweiter Standort in Groß Salze an der Magdeburger Straße errichtet.

1848

wird die Norddeutsche Munitions-Fabrik als zweite Munitionsfabrik in Schönebeck gegründet. Sie befand sich auf dem Gelände Welsleber- und Otto-Straße (Valentin-Feldmann-Straße)

1898

geht diese Munitionsfabrik in Konkurs und wird als Munitionswerke Schönebeck weitergeführt

1902

übernimmt die Lignose AG die Munitionswerke

1920

wird die Zündhütchen- und Patronenfabrik Zweigniederlassung der österreichischen Waffenfabrikation Wien

1922

endet die Produktion an diesem Standort

1924

werden die ehemaligen Sellier & Bellot-Werke Eigentum der Steyr-Werke Wien

1926

werden sie Eigentum der österreichischen Firma Hirtenberger

1930

1933/34     wird der Betrieb Eigentum der IG Farben

die Fabrikgebäude Munitionswerke Schönebeck werden abgerissen und an deren Stelle die Häuser für die Belegschaft der Lignose-Fabrik erbaut. Das noch erhaltene ehemalige Verwaltungsgebäude in der "Märchensiedlung" wird jetzt als Einrichtung des Paritätischen Wohlfahrtsverband genutzt

1934

Die Fabrik an der Magdeburger Straße wird als Reparationsleistung durch die Sowjetunion demontiert und das Gelände an der Magdeburger Straße durch das sowjetische Militär besetzt

1947

wird der Betrieb enteignet und wie die ehemalige Lignose der VVB Organa zugeordnet

1948 

Vereinigung der Betriebe zum VEB Sprengstoffwerk I. Die Munition wird Produktionsbereich IV.

1949

Aufspaltung des Betriebes in SK Jagd- und Sportmunition GmbH

1991

Privatisierung der SK durch die Firma Lapua

1992

Integration in den norwegisch-schwedisch-finnischen Nammo-Konzern

1998

SK wird Europas größter Herstelle für Kleinkalibermunition

2002

Umbenennung der Firma in Lapua GmbH

2004

Umbenennung der Firma in Lapua GmbH

2013

Quelle: Munitionsfertigung in Schönebeck/Elbe, K.-H. Pape, Dr. G. Plenikowski, Volksstimme 18.11.2017

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Zu den letzten gezeigten Fotos erreichte uns eine Info über das Kontaktformular.
Herr Herbert Brand schreibt uns:

Sehr geehrte Damen und Herren, zu den Aufnahmen Sprengstoffwerk "Kulturhaus". Ich war von 1968 an 30 Jahre Anschlußbahnleiter im Sprengstoffwerk. Das Kulturhaus der Sprengstoffwerker war das Maxim-Gorki-Haus *. Das gezeigte Gebäude war das Verwaltungsgebäude mit Sitz des Betriebs- bzw. Kombinatsdirektors im rechten Teil, Kaderabteilung und anderer spezieller Verwaltungen. Im Kellergeschoss war die Betriebsakademie untergebracht.
Im 2. gezeigten Verwaltungsgebäude war das Rechenzentrum des Werkes etabliert.
*Anmerkung: ehem. Kulturhaus in der Maxim-Gorki-Straße 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Und noch ein Bereich vom Sprengstoffwerk Allendorff mitten in der Stadt

Sprengstoffwerke_16.jfif
13.04.1934 Gebäudekomplex zwischen der heutigen Wilhelm-Hellge-Straße, Welsleber-Str. und Valentin-Feldmann-Straße (früher Otto-Straße)
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Eine Munitionsfabrik war für die Alleierten im zweiten Weltkrieg ein strategisch wichtiges Ziel. Neben der Bombardierung von Magdeburg gab es auch Bombenabwürfe über dem Fabrikgelände der Lignose. 

Sprengstoffwerke_17.jfif
Auf der Luftaufnahme, die uns freundlicher Weise Herr Dr. Gerd Cramer zur Verfügung gestellt hat, sind 20 Markierungen vermerkt. 
Quelle: Nationalarchiv, Ref. Air 14 / 3775 / RC 1481305 

Zur besseren Übersicht eine aktuelle Google Earth-Aufnahme vom gleichen Ort:

Sprengstoffwerke_18.jfif
Der gelbe Pfeil markiert die Einfahrt zum Betriebsgelände Magdeburger Str. 241
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Rückblick: Explosionen im Zündhütchen- und Sprengstoffwerk Schönebeck/Elbe:

In der Zeit vom 27.10.1964 bis 31.3.1965 ereigneten sich in der Zündhütchen- bzw. Sprengkapsel-Ladestraße des VEB Sprengstoffwerk Schönebeck 21 Explosionen.
Der entstandene Sachschaden betrug in den meisten Fällen etwa 1 000 bis 5 000 MDN *. Aufgrund der besonderen Sicherheitsbestimmungen für den Umgang mit Initialsprengstoff gab es bisher nur geringen Personenschaden, bis auf eine Explosion am 30.3.1965, bei der eine Arbeiterin tödlich verletzt wurde.

Am 13.10.1964 ereignete sich im Produktionsbereich IV, Abt. Zündhütchen, eine Explosion beim Laden von Dübelschusskartuschen. Als Ursache wurden technische Mängel – Satzstaub kam durch Reibung der Füllplatte zur Entzündung – festgestellt. Der Sachschaden betrug ca. 7 000 MDN *.

Am 29.10.1964 ereignete sich eine Explosion, verursacht durch mechanische Fehler an der Anlage der Ladeapparatur für KK-Munition. Der Sachschaden betrug ca. 12 000 MDN *.

Am 2.2, 11.2., 12.2., 16.2., 17.3. und 31.3.1965 ereigneten sich Explosionen beim Laden von Sprengkapseln. Der Gesamtschaden dieser Vorkommnisse betrug ca. 20 000 MDN *. Als Ursache dieser häufigen Explosionen werden Schwankungen in der Empfindlichkeit des Initialsprengstoffes angenommen. Eine restlose Klärung dieser Fälle war bisher nicht möglich.

Am 30.3.1965, gegen 20.30 Uhr, ereignete sich wiederum eine Explosion in einer Ladestraße der Abt. Zündhütchen, bei der die Bedienerin xxx, geb. xx.xx.1934, tödlich verletzt wurde.

* MDM = Mark der Deutschen Notenbank (Währung in der DDR von 1948 - 1957)

Quellen: BStU, MfS, ZAIG 1021, Bl. 1–3 (5. Expl.).Info Nr. 285/65,
Einzelinformation Nr. 285/65 über Explosion in der Zündhütchen- bzw. Sprengkapsel-Ladestraße des VEB Sprengstoffwerkes Schönebeck/Elbe
~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

die 3 nachfolgenden Fotos sind von Michael Hennemann und zeigen einige Hinterlassenschaften vom ehemaligen VEB Sprengstoffwerk Schönebeck 

bottom of page