Gräfin und
Graf von Ehrenberg
Infos und Bilder von Schönebeck und Umgebung
Die Elbbrücken von Schönebeck
Stand 01.10.2024: 118 Fotos, 7 Aquarelle
Die ersten Überlegungen eine Brücke zu bauen, stammen aus dem Jahr 1887.
1898 übergaben Elbenauer Bürger, vertreten durch Rechtsanwalt Krumbhaar der Regierung eine Denkschrift mit der Bitte um Angaben über Bauart und Lage der zukünftigen Brücke.
Im November 1898 fand dazu im Hotel Landhaus (Astoria) eine Versammlung statt. Vertreter der Stadt Schönebeck, Elbenau, Groß Salze, Frohse, Grünewalde, Randau, Ranies, Pretzien, Plötzky und Gommern stimmten dort einstimmig für den Bau einer Brücke. Das Brückenprojekt erstellte der Baurat Creutzfeld.
1903 erfolgte die Ausschreibung. Interesse meldeten die Firmen "Union-A.G. Dortmund", "Gutehoffnungshütte Oberhausen", "Brückenbau-anstalt Gustavsburg bei Mainz" an. Den Auftrag erhielt die Firma August Klönne aus Dortmund. Sie hatte das günstigste Angebot über 1.236.735 Mark abgegeben.
An der Ausschreibung beteiligte sich auch die Ortsansässige Maschinenbaufirma Feodor Siegel, entschied sich aber für einen anderen Auftrag und stieg aus.
Der Baubeginn war am 01. Juli 1910 auf der Grünewalder Seite mit der Aufschüttung von 12.000 m³ Sand und Erde. Die Länge der Brücke betrug zwischen den beiden Auffahrten 584.90 m, war 13,12 m breit, wog in der Eisenkonstruktion 2.177.200 kg und hatte eine lichte Weite von 133,56 m zwischen den Pfeilern für den Schiffsverkehr. Einschließlich der beiden Auffahrtsrampen war sie insgesamt 980 m lang.
Für die 263m lange Schönebecker Auffahrt mussten die Häuser Müllerstraße 8 und 9 abgerissen, sowie das Gartengrundstück der Müllerstraße 24 mit 19.000 m³ Sand und Erde aufgeschüttet werden.
Innerhalb von nur 2 Jahren Bauzeit konnte am 30. November 1912 die Einweihung der "Schaumburg-Brücke" gefeiert werden.
Der Namensgeber Bürgermeister Gustav Wilhelm Alexis Bruno Schaumburg erlebte die Einweihung nicht mehr. Er verstarb bereits am 10.September 1912.
Der Kostenvoranschlag der Baufirma Klönne lag bei 1.236.735 Mark. Die Baukosten insgesamt waren 1.240.000 Mark. Ich kann da nur sagen, dass die Planer damals was draufhatten.
Auf der Schönebecker Seite wurde im Februar 1912 mit dem Bau von Brückenhaus und dem Treppenaufgang, nach Entwürfen des Jugendstilarchitekten Prof. Bruno Möhring, begonnen.
Nach Fertigstellung der Brücke wurden Grünewalde und Elbenau am 01. April 1913 nach Schönebeck eingemeindet. Das war eine Voraussetzung für die staatliche Mitfinanzierung des Projektes durch die Elbstrom-Bauverwaltung und der königl. preußischen Regierung.
Beachtlich ist, dass bereits im Jahr 1914 ein Brückenticket-Verkaufsautomat Passierscheine zur Benutzung der Brücke ausgab.
Die Tarife:
- Kinder unter 4 Jahre, keine Gebühr,
- Personen einschließlich ihrer Traglast 5 Pf
- 1 Pferd oder Maultier 15 Pf
- 1 Rindvieh oder Esel 10 Pf
- Fohlen, Kälber, Schafe, Ziegen Hund,
- Schwein oder anderes Tier pro Stück 3 Pf
- Die Führer der Fuhrwerke sind Abgabenfrei
- Für Tiere auf den Fuhrwerken keine Gebühr
- leere Fuhrwerke von Tieren gezogen (einschließlich Futter, Lasten, Zubehör bis 100kg)15 Pf
- Kinderwagen, Handwagen, Hand-, Schubkarren, Hundefuhrwerk, Schlitten 5 Pf
- beladene Lastfuhrwerke, Lokomobile, Dampfmaschinen 30 Pf
- Kraftwagen leer (Gummireifen) 40 Pf, ohne Gummireifen 60 Pf
- Kraftwagen beladen (Gummireifen) 60 Pf, ohne Gummireifen 80 Pf
- Kraftfahrträder jeder Art mit Führer 10 Pf
Diese Preise änderten sich bereits im August 1925:
- pro Person 10 Pf
- im Abo pro Woche 35 Pf, pro Monat 150 Pf
- Pferd, Rindvieh, Maultier, Esel 20 Pf
- Fohlen, Kalb, Schaf, Schwein 10 Pf
- Federvieh pro 10 Stück 10 Pf
- leere Fuhrwerke einschließlich Führer 20 Pf
- beladene Fuhrwerke einschlich Führer 40 Pf
- Zweiradwagen 20 Pf
- Handwagen 10 Pf
- leere Kraftwagen (Gummireifen) 80 Pf, ohne Gummireifen 120 Pf
- beladene Kraftwagen (Gummireifen) 120 Pf, ohne Gummireifen 150 Pf
- Kraftfahrträder jeder Art mit Führer 30 Pf
!!! Für Auswärtige Fuhrwerke erhöht sich der jeweilige Satz um 50% !!!
Nicht lange währte die Freude über die neue Verbindung zwischen der Stadt Schönebeck und den Gemeinden Grünewalde und Elbenau.
Als die Amerikaner unter dem Befehl von General Isaac Davis White* auf die Stadt Schönebeck zu rückten, wurde der Befehl, die Brücke zu sprengen, am 12. April 1945 um 08:30 durch ein Pionierbataillon der Wehrmacht ausgeführt. Das änderte natürlich nichts am Kriegsausgang, sondern brachte nur neues Leid.
Wie vor dem Brückenbau war nun wieder der Fährbetrieb die einzige Möglichkeit Mensch und Material nach Grünewalde über zu setzen. Eine kleine Dampfbarkasse fuhr zwischen den Fährzeiten.
Im Sommer 1950 wurden gesprengten Reste beseitigt, ein neuer Brückenpfeiler in die Flussmitte gesetzt und eine neue Brücke von der Schönebecker Seite aus eingeschoben.
Bis dahin übernahm eine in Frohse gebaute Gierfähre das Übersetzen von Mensch, Tier und Material.
Groß war die Freude, als endlich am 20. Mai 1952 um 11:00 Uhr die neue "Ernst-Thälmann-Brücke" vom damaligen Ministerpräsidenten Werner Bruschke und im Beisein von Rosa Thälmann (Thälmanns Frau) der Bestimmung übergeben wurde. Dank einem Hinweis von Jürgen A. Schulz konnten wir den Namen korrigieren. Ich war immer davon ausgegangen das Irma, die Tochter von Ernst Thälmann, der Brückeneinweihung beiwohnte. Danke für den Hinweis, Jürgen.
Zwischenzeitlich wurde sie von 1995 bis 1997 umfangreich instandgesetzt.
Und Herbst 2015 war wieder einmal eine Reparatur notwendig.